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Als man noch „mäschkrala“ ging

Doppeljubiläum 70 Jahre Narrhalla Klein-Berlin und 35 Jahre Burghexen: In der Melchinger Festhalle wird an diesem Samstag groß gefeiert. Schirmherr ist der Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann. Von Adelbert Barth

Die Narrhalla Klein-Berlin mit all ihren Gruppen: Elferrat, Prinzenpaar, Prinzengarden, Lumpenkapelle (Luka), Burghexen, Bären, Ehrenmitgliedern und Humoristen. Foto A.Barth

Wie in alten Festschriften der Narrhalla Klein-Berlin nachzulesen ist, wird die Fasnet in Melchingen schon lange gefeiert. Es gibt Erzählungen von Zeitzeugen die berichten, dass Mädchen in Reihen über „die Höf“ marschierten und „Es war einmal ein treuer Husar“ sangen. Mit „vom Ruß der Pfannen und Töpfe geschwärzten Händen und mit altem Vorhangstore verdeckten Gesicht machten junge Männer die Gassen unsicher“. Aus den 1930-Jahren belegen viele Bilder die Melchinger Fasnet, die in dieser Zeit als Straßen- und Wirtshausfasnet gefeiert wurde. Damals ging man „mäschkrala“, es gab eine große „Hochzeit“ zu feiern, ein „Zirkus“ gastierte in Melchingen und es entstand der legendäre Walfisch. Theaterspieler, Späßlesmacher und Humoristen führten ihre Fasnetsstückle in den Gasthaussälen, im „Ochsen“, im „Lamm“ und der „Linde“, auf.

Die erste Fasnet nach dem Krieg wurde, wie der spätere erste Narrhalla-Präsident Jakob Viesel in einem Zeitungsbericht zum 50. Jubiläum des Walfischklaus schreibt, 1946 gefeiert. Von der damaligen französischen Besatzungsmacht gab es nur eine Teilgenehmigung für den Abend. So wurde kurzerhand am Nachmittag die Scheune der „Kadeppe“ geöffnet und diese in eine Wirtschaft verwandelt. Zu dieser Zeit war der Dienstag noch der Haupttag, an dem Umzüge mit Pferden und Wagen organisiert wurden. 1950 wurde die Narrenfahne von „’s Weber Kaspers Sofie“ genäht, es war die Geburtsstunde der Narrhalla Klein-Berlin.

Dem nach und nach formierten Elferrat stand Jakob Viesel als erster Präsident bis 1967 vor. Ihm folgten von 1967 bis 1982 Walter Knör, von 1982 bis 1996 Martin Barth und von 1996 bis 2018 Roland Schanz. Seit 2018 leitet Stefan Kürsammer die Geschicke des Vereins. Jeder seiner vier Vorgänger drückte der Klein-Berliner Fasnet seinen Stempel auf, so dass sich diese immer wieder ein bisschen wandelte und doch nichts von ihrer Ausstrahlung und Attraktivität verlor. In den 1960er­-Jahren kam die Prinzengarde hinzu, nach einer längeren Pause tanzte diese 1982 wieder. Heute begeistern die Narren mit drei Garden, eine kleine, eine mittlere und die Große Garde. 1985 wurden auch die kleinen Narren mit „ins Boot“ genommen – seither gibt es ein Kinderprinzenpaar und die Kinderprinzengarde. Um auch für die Jugendlichen attraktiv zu bleiben, wurden im selben Jahr die Burghexen ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre ist diese Gruppe auf 150 Mitglieder angewachsen und feiert nun voller Stolz ihr 35-jähriges Bestehen. Für ihre spektakulären Pyramiden und Auftritte bei Umzügen sind sie weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. 1993 kam mit den Klein-Berliner Bären eine weitere Maskengruppe hinzu. Mit 80 Mitgliedern ist auch sie sprichwörtlich bärenstark. Die Luka, die Lauchertmusikanten und die Humoristen gehören genauso zur Klein-Berliner Fasnet.

Alle gemeinsam tragen ihren Teil dazu bei, das jetzt ein „verruckt’s“ Doppeljubiläum gefeiert wird. Von 10. bis 12. Januar 2020 steigt das große Fest: mit Nacht­umzug und Hexenparty, Gardewettbewerb und großem Jubiläumsumzug.